HNA.de – Oelshausen. Lange haben Mark und Sebastian Stiefel nach Auszubildenden gesucht, doch Bewerbungen kamen keine.
Während Mark Stiefel einen Betrieb rund um Innen- und Außenputz hat, betreibt Bruder Sebastian Stiefel einen Elektro-Betrieb. Beide haben jetzt Praktikanten, aus denen bald Azubis werden sollen: Simon Teame und Semere Negash, beide Flüchtlinge aus Eritrea.
„Ich habe in der HNA gelesen, dass Simon ein Praktikum bei Spielwaren Pelz in Wolfhagen macht und dringend einen Ausbildungsplatz sucht“, sagt Mark Stiefel. Er nahm Kontakt auf, und der junge Mann aus Eritrea war sofort von der Idee begeistert, ein Praktikum in Oelshausen zu machen. Im Januar fing er im Elektro-Betrieb an, ab August wird er dort eine Ausbildung machen.
Über die Betreuerin des Landkreises entstand schließlich der Kontakt zu Semere Negash. Auch er suchte einen Ausbildungsplatz. Vor drei Wochen begann er sein Praktikum in der Firma von Mark Stiefel. „Eine Ausbildung kann er anfangen, aber nicht mehr dieses Jahr“, sagt Stiefel. „Die Deutschkenntnisse reichen noch nicht aus.“
Dennoch kommt er bei der Arbeit gut mit, sagt der Chef. Die Kollegen machen ihm alles vor, Semere Negash macht es nach. „Es macht Spaß“, sagt der 24-Jährige. Er lebt in einer Wohngemeinschaft in Wolfhagen, ein Kollege nimmt ihn morgens mit zur Arbeit. Am Nachmittag geht es dann mit dem Bus wieder nach Hause.
Aus Prospekten gelernt
Simon Teame ist mittlerweile nach Oelshausen gezogen. Auch er lebte vorher in Wolfhagen – und fuhr selbst bei Minusgraden mit dem Fahrrad zur Arbeit in den Zierenberger Ortsteil. Auch der 25-Jährige ist mit Spaß dabei. An vier Tagen die Woche arbeitet er bei Stiefels, jeden Freitag wird Deutsch und technische Mathematik gepaukt mit einem pensionierten Lehrerehepaar, damit er später in der Berufsschule mitkommt.
Die Namen vieler Werkzeuge hat er sich derweil selbst beigebracht – aus Prospekten. „Er lernt schnell und arbeitet sauber und gewissenhaft“, sagt Sebastian Stiefel. Auch Semere Negash soll bald wieder einen Deutschkurs machen. Er ist erst seit knapp einem Jahr hier und die deutsche Sprache fällt ihm noch sichtlich schwer.
Die Reaktionen der Kunden auf die beiden besonderen Praktikanten seien ausschließlich positiv, sagt Sebastian Stiefel. „Simon überzeugt durch seine Art, geht auf jeden gleich zu und gibt die Hand.“ Auch die Arbeit mache er gut „und das merken die Kunden“.
Der 25-jährige Elektrotechnikmeister freut sich über den Willen der beiden Flüchtlinge. „Und es ist außerdem eine gute Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken“, sagt er.